Trixi im Morgenland Folge 01: Trixi findet ihr Seelentier

Ein Gastbeitrag von Philipp Wohlwill (www.wortwohl.de

Trixi wachte auf, weil ihr eine der drei Morgenländer Sonnen ins Gesicht schien. Sie spürte die angenehme Wärme auf den Wangen. Im Morgenland ging früh morgens eine gelbe Sonne auf, am Vormittag erhob sich eine orange, und am frühen Nachmittag eine rote. Die drei Himmelslichter waren alle unterschiedlich lang zu sehen, sodass sie abends zur gleichen Zeit und gemeinsam unter gingen. Dementsprechend hatte das Morgenland atemberaubende Sonnenuntergänge zu bieten.

Von ihrem Bett aus schaute Trixi durch das Fenster auf die Baumkrone des Kirschbaumes, der schon seit Generationen im Garten der Familie Lichtert stand. Trixi betrachtete die weiße Blütenpracht noch eine Weile. Der Baum wiegte sich leicht im Wind und ab und zu löste sich eines der weißen Blütenblätter und wurde davon getragen, blieb kurz auf einem Ast liegen, schwebte weiter, wurde den Wolken entgegen geblasen und schaukelte dann langsam zur Erde hinab. „Wie ein Kind auf einer Schnitzeljagd“, dachte sie, immer dem nächsten Hinweis folgend, dem Ziel entgegen, ohne zu wissen wohin es geht.

Ihre Gedanken schweiften ab und trugen sie zurück zu ihrem gestrigen Erfolg. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah auf dem Regal, dass rechts von ihrem Bett stand, ihre beiden Pokale stehen. Gestern hatte Trixi ihre zweite Geländejagd gewonnen und sie war darauf sehr stolz. Mit Recht, denn alle Kinder im Morgenland liebten die Geländejagden und fast alle gaben sich dabei richtig viel Mühe. Meist deutlich mehr als in der Schule.

Trixi schaute wieder aus dem Fenster auf den Baum. Weil sie jeden Abend mit dem Blick auf den Baum einschlief und jeden Morgen damit aufwachte, war der Wunsch in ihr herangereift, einmal in dem Baum selber zu schlafen. Erst nur um mal die andere Seite kennen zu lernen, um am Morgen durch das Fenster in ihr Zimmer zu schauen und auf ihr Bett. Inzwischen aber hatte sich der Gedanke vom Schlaf in den Bäumen zu einer fixen Idee entwickelt und da sie hervorragend klettern konnte, hatte sie auch schon einige Astgabeln im Morgenland gefunden, auf denen es sich ihrer Meinung nach hervorragend schlafen ließe. Ihre Eltern allerdings teilten die Begeisterung für Trixis Wunsch keineswegs und so blieb es bisher beim Träumen.

Trixi schwang die Beine aus dem Bett. Bei dem Gedanken an ihre Eltern hatte sie nicht nur plötzlich Hunger bekommen, es war ihr auch eingefallen, dass heute ein Ausflug mit Mama und Papa zum Abendsee auf dem Programm stand und darauf freute sie sich nicht weniger als auf die nächste Geländejagd.

Der Abendsee war einer von vielen Seen im Morgenland. Da das Morgenland sich selber immer mal wieder veränderte und dann ein alter Berg von einem neuen See ersetzt wurde oder eine Straße einem Rodelhügel Platz machte, veränderte sich die Zahl von Seen im Morgenland immer mal wieder. Der Abendsee aber war besonders beliebt, weil er immer schon da war und man davon ausging, dass er auch bleiben würde. Man lief also keine Gefahr mitten im schönsten Badespaß plötzlich auf dem Trockenen zu sitzen.

Es gab natürlich auch noch den Morgensee, aber der war in der Morgenhöhle und man sah ihn ausschließlich zu dem Ritual, bei dem die Kinder im Morgenland zu Jugendlichen wurden. Trixi aber musste sich zunächst einmal in ihr Seelentier verwandeln. Damit rechnete sie aber nicht so bald. „Nicht vor deinem nächsten Geburtstag“ hatten Mama und Papa gesagt, als sie das letzte Mal gefragt hatte.

Heute war dennoch ein besonderer Badetag, denn man konnte vom Abendsee aus immer die drei Sonnen untergehen sehen und bis dahin durfte Trixi heute auch mit ihren Eltern dort bleiben.

Auf der Fahrt zum See dachte Trixi über ihr Seelentier nach. Genauso wie viele ihrer Freundinnen, wünschte sie sich nichts sehnlicher als ein Seelentier zu werden, das ganz besondere Kräfte besaß wie eine Fee oder ein Einhorn. Ein Schmetterling wäre auch toll, dachte sie. Leider aber, das wusste Trixi so gut wie alle anderen, waren die Möglichkeiten sehr begrenzt. Es gab nur eine bestimmte Anzahl von Seelentieren und welches davon sie werden würde, hing stark davon ab, welche Seelentiere ihre Eltern hatten.

Herr und Frau Lichtert hatten ziemlich alte Seelentiere, die das Morgenland heutzutage schon nicht mehr vergab. Herr Lichtert war ein Säbelzahntiger. Wenn er sich in sein Seelentier verwandelte, konnte er zwar so schnell laufen wie ein Auto fährt, aber die langen Zähne waren recht gefährlich und störten mehr als das sie halfen. Frau Lichtert hatte es noch schwerer, sie konnte sich eigentlich nie in ihr Seelentier verwandeln. Sie war Blauwal. Für Trixi bedeutete diese alte Mischung aber viele Möglichkeiten zwischen Groß und Klein, Land und Wasser, schnell und langsam, nur fliegen würde sie wohl nicht können. Das machte sie zwar etwas traurig, aber sie war sich sicher, dass ihr Seelentier ihr bei den Geländejagden nur helfen konnte.

Sobald die Familie am Abendsee angekommen war, flitzte Trixi los. Sie hatte bereits zwei ihrer Freundinnen am Wasser entdeckt und rannte nun so schnell sie konnte auf die beiden Mädchen zu. Die sahen sie kommen und winkten sie heran. Die drei begrüßten sich mit einer festen Umarmung und gingen dann langsam gemeinsam in Richtung Baumgrenze. Konni und Dila hatten nur auf ihre Freundin gewartet, sie wussten, dass Trixi gerne und meist auch lange schlief. Ohne ein Wort darüber wechseln zu müssen, gingen die drei jetzt zu ihrem Lieblingsplatz.

Es handelte sich um eine kleine Lichtung auf einem Felsen, der auch der Sprungfelsen genannt wurde. Warum das so war, war offensichtlich. Es befanden sich am Abhang Einkerbungen und Auswölbungen. Darunter lag der Abendsee. Man konnte also ganz bequem auf den Einkerbungen wie auf einer Treppe zu den Auswölbungen gehen und von dort aus in den See springen. Von der Lichtung aus konnte man den Springern zuschauen, den ganzen Strand einsehen und man sah die Erwachsenen kommen, lange bevor sie stören konnten.

Auf dem Weg nach oben unterhielten sich die drei natürlich über die gestrige Geländejagd. Bei den Einzeljagden gehörten Konni und Dila zu Trixis größten Konkurrentinnen, aber bei den Teamjagden bildeten die drei ein nahezu unschlagbares Team.

„War ganz schön riskant dein Sprung gestern“, sagte Dila, während sie den steilen Anstieg hinauf kletterten und endlich den Schatten der Bäume erreichten. „Klar,“ gab Trixi zu, „aber wie hätte ich sonst an den Hinweis kommen sollen. Er hing halt da oben.“ „Ja,“ warf Konni ein, „Aber er hing an einem anderen Baum“. „Hätte ich gewartet bis Tolga oben angekommen wäre, hätte ich ihn nicht als erste gelesen.“ gab Trixi stur zurück. „Und an Tolga vorbei klettern ist noch gefährlicher“. Ihre Freudinnen stimmten nickend zu. Die drei schauten sich verschwörerisch an und sagten gleichzeitig: Trixiness, mit einem lang gezogenen S.

Der Begriff hatte sich gerade neu entwickelt. Niemand wusste so genau wie, aber das erste Mal war das Wort wohl während der Gratulationsrede, die das Morgenland zu Trixis erstem Sieg gehalten hatte, gehört worden. Vor einigen Monaten war das gewesen. Seitdem konnte man das Wort immer mal wieder hören. Teilweise benutzten es auch schon Jugendliche. Es stand für Trixis manchmal etwas riskante, aber dennoch sehr geplante Art die Geländejagden zu meistern und inzwischen sagten es auch einige, wenn eine leichte Lösung für ein schweres Problem gefunden wurde.

Die Mädchen genossen gemeinsam den Badetag. Aßen zusammen, schwammen zusammen und lachten viel. Bis irgendwann einer der Erwachsenen sich unter lächerlichem Gestöhne und in peinlicher Atemnot den Hügel herauf schleppte und die Mädchen und die restlichen Kinder, die noch dort spielten und sprangen, holte, sodass die Familien den Heimweg antreten konnten. Auch Trixi ging mit ihren Freunden zusammen zurück an den Strand und mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete sie sich von ihnen. Es dauerte nicht lange, da waren die Lichterts fast ganz allein am Abendsee. Nachdem die Familien weg waren, fanden sich allerdings meist recht bald die Jugendlichen ein und natürlich auch einige Pärchen. Zum Rumknutschen. Und so war es auch heute. Trixi fand das ekelhaft, auch wenn es Jungen gab, die sie deutlich lieber mochte als andere.

Sie genoss also mit ihren Eltern gemeinsam die kurze Ruhe und als die ersten Jugendlichen begannen den Strand zu bevölkern, ging sie wieder zur Lichtung und fing an zu trainieren. Sie übte Klettern und Balancieren, machte zwischendurch Liegestütze und verbesserte durch Dehnungsübungen ihre Beweglichkeit. Sie übte auch einige kleinere Sprünge von Ast zu Ast, um nicht in die Bedrängnis zu kommen, wieder von Baum zu Baum springen zu müssen.

Die Geländejagden waren zwar auch für den Kopf anstrengend, aber wer nicht die richtige körperliche Fitness und eine gewisse Wildheit mitbrachte, hatte keine Chance auf die ersten Plätze.

Trixi war von den Übungen schnell gelangweilt. Sie schaute sich um und entdeckte ein kleines liegengelassenes gelbes Handtuch. Sie ging hin, nahm es an sich und knotete ein Stein darin fest ein. Dann schloss sie die Augen, drehte sich um sich selbst und schleuderte das Handtuch mit aller Kraft und geschlossenen Augen von sich. Sie drehte sich noch ein bisschen weiter und öffnete dann die Augen. Mit offenen Augen drehte sie sich wieder zurück um die eigene Achse und beobachtete dabei ihre Umgebung ganz genau.

Sie sah Bäume und Baumwurzeln, sie sah weiter im Hintergrund einen Busch, in dem etwas hing, aber das etwas war blau. Ihre Augen wanderten weiter nach oben. Zwei Spatzen spielten fangen, aber das Handtuch war nicht zu sehen. Sie drehte sich weiter und begann wieder damit zunächst den Boden vor sich, dann die entfernteren Dinge und dann die Baumwipfel abzusuchen, wie sie es von den größeren Kindern gelernt hatte. Das gelbe Handtuch sah sie sofort, obwohl es halb unter einen Busch geflogen war. Etwas enttäuscht, dass es nicht schwerer geworden war, ging sie auf das Handtuch zu und wollte es erneut wegschleudern, da bewegte es sich.

Wie ein Jäger auf der Pirsch kniete sich Trixi hin und wartete regungslos. Nach einer Weile bewegte sich das Handtuch wieder und dann immer stärker, bis es im Busch verschwand. So leise und so niedrig am Boden wie sie konnte, pirschte sich Trixi an den Busch heran. Von vorne konnte sie nichts sehen. Sie begann also um den Busch herum zu schleichen. Als sie sich links neben dem Busch, der am Fuße einer mächtigen Eiche wuchs, befand, da zischte das Handtuch aus dem Busch heraus den Stamm hinauf. Trixi traute ihren Augen nicht, bis sie erkannte, dass ein kleines freches braunes Eichhörnchen ihr das Spielzeug streitig machte.

Das ließ sie sich aber nicht gefallen. Auch nicht und vielleicht sogar erst recht nicht von einem frechen Eichhörnchen. Sie nahm Anlauf, sprang hoch und katapultierte sich gekonnt vom Stamm des Baumes an den untersten Ast. Aufgrund der Größe des Baumes hing dieser bereits fast drei Meter über der Erde. Trixi hing jetzt an dem Ast, nahm mit den Beinen Anschwung und mit einem perfekt ausgeführten Aufschwung erklomm sie ihn, als sei es das einfachste von der Welt. Als sie auf dem Ast stand und in Richtung Stamm balancierte, merkte sie auch endlich, wie nah der Baum am Abgrund des Sprungfelsens stand. Die größeren Äste, die Richtung Abendsee zeigten, standen sicherlich drei Meter über die Kante. „Das sind auf jeden Fall über zehn Meter nach unten“, dachte Trixi, blieb aber ruhig. Schließlich hatte sie nicht vor zu fallen, sondern das Eichhörnchen zu fangen. Also kletterte sie einfach weiter, alle Vorsicht vergessend, die sie ihrer Mutter noch vor wenigen Stunden versprochen hatte.

Und obwohl man sagen müsste, dass es pure Selbstüberschätzung war, das Trixi sich zutraute einen der besten Baumkletterer dieser Erde zu bezwingen, kam sie dem Eichhörnchen näher, das durch seine schwere Beute ziemlich behindert wurde. Trixi hechtete an den nächsthöheren Ast und schnitt dem Eichhörnchen damit den Weg in den Wald ab. Das Eichhörnchen zog sich auf einen dünnen Zweig zurück, sicherte das Handtuch mit seinen kleinen Krallen und beobachtete seine Verfolgerin.

Die kraxelte gerade an einem weiteren Ast entlang und schaute dabei die ganze Zeit das Eichhörnchen an. Sie merkte deshalb nicht, dass der Ast, der über dem Wasser hing, nass und voller Moos war. Sie rutschte aus und ein kurzes, aber markerschütterndes, Kreischen entfuhr ihr. Sie schaffte es sich festzuhalten.

Unten am Strand hatten schon einige der Anwesenden Trixis Klettertour bewundernd beobachtet aber nun starrten nicht nur alle Strandbesucher, sondern auch Trixis Eltern, gelähmt vor Angst auf das Mädchen, das zwölf Meter über der Wasseroberfläche hängend versuchte, die Beine wieder um den Ast, an dem sie hing, zu schlingen.

Wenige Sekunden nach dem Schrei. Genau in dem Moment in dem Trixi wieder mit Beinen und Händen an dem Ast hing, sah das Eichhörnchen seine Chance gekommen. Es ließ das Handtuch fallen, das Richtung See stürzte und griff seinen Verfolger an. Das Nagetier stürzte sich mit allem was es hatte auf Trixi, kreischend, fuchtelnd und beisend ging es zu Werke und erwischte Trixi einige Male schmerzhaft an Händen und Beinen. Sie klammerte sich aber tapfer fest und schrie einfach aus Leibeskräften. Noch bevor sich ihre Eltern aus ihrer Schockstarre lösen konnten, erwischte das angsterfüllte Tier Trixi mit einer seiner scharfen Krallen unter dem Auge. Das war zu viel. Trixi lies den Baum los, um sich zu wehren und merkte im gleichen Moment, wie sie anfing zu fallen. Nun hatte sie solche Angst, dass sie nicht einmal mehr schreien konnte. Sie rollte sich instinktiv fest zu einem Ball zusammen und wartete auf den Aufprall und hoffte, dass es nicht wehtun würde.

Das Kreischen übernahmen nun die Jugendlichen und die Erwachsenen am Strand. Trixis Eltern rannten endlich los, ließen ihre Tochter beim Laufen aber nicht aus den Augen. Plötzlich schien sie in der Luft blitzartig zu wachsen, sie wurde braun, wirbelte durch die Luft, ein Freudenschrei erklang und dann tauchte sie wie eine Profispringerin ins Wasser des Abendsees, ohne auch nur ein bisschen zu spritzen.

Mama und Papa Lichtert schwammen trotz des Freudenschreies los, um ihrer Tochter zu Hilfe zu kommen, ahnten aber schon, dass das nicht mehr nötig sein würde. Nach einige Metern kam ihnen ein quitsch- fideles, freudestrahlendes kleines Walross entgegen, das eindeutig die Augen ihrer Tochter hatte.

„Ich bin Walross, ich bin Walross“ rief das Walross, das auch eindeutig Trixis Stimme hatte. „Schaut euch das an.“ Rief sie: Sie tauchte in Windeseile zwanzig Meter weit weg, tauchte sofort wieder zurück und schaffte die vierzig Meter unter Wasser in wenigen Sekunden. Mama und Papa umarmten Trixi und beglückwünschten sie. Die Strandbesucher, die alles verfolgt hatten, applaudierten und pfiffen und einige hörte man leise „Trixiness“ sagen. Trixi aber glitschte ihren Eltern schnell wieder aus den Armen und probierte weiter ihr Seelentier aus.

„Ganz schön früh“, sorgte sich Papa als er mit Mama den Rückweg zu den Handtüchern antrat. „Allerdings!“ bestätigte Mama, „aber was hatten wir erwartet? Sie ist doch auch die jüngste Morgenländerin, die je eine Geländejagd gewonnen hat“. Papa kratzte sich am Hinterkopf und sagte noch besorgter „Ich weiß“. Dann atmete er tief ein und schloss dabei langsam die Augen, ließ die Luft sanft wieder aus seiner Lunge entweichen, wiederholte das bis er gerade und ruhig da stand und dann küsste er seine Frau und sagte: „Herzlichen Glückwunsch zu so einer tollen Tochter“. „Danke gleichfalls“ antwortete Mama. Die beiden platzten fast vor Stolz und schauten mit großer Freude ihrer Tochter zu, wie die mit noch größerer Freude erforschte, was man alles machen konnte, wenn man das Seelentier Walross bekommt.

Sie sprang aus dem Wasser, verwandelte sich in der Luft in Trixi und tauchte als Walross wieder in das kühle Nass zurück. Immer mehr der Strandbesucher sahen ihr zu und wer ein Wasserlebewesen als Seelentier hatte, verwandelte sich und machte mit bei Trixis kleiner Zirkusvorstellung. Trixi war begeistert. Durch die Fettschicht wurde ihr nicht ein bisschen kalt, obwohl die Sonnen schon langsam untergingen und es kühl wurde am Abendsee. Als Walross war man außerdem so hervorragend gepolstert, dass jeder nasse Felsen, jede abschüssige Wiese und jeder matschige Abhang zur perfekten Rutschbahn wurde. Eine Sanddüne ließ es sich als Walross vorzüglich herunterrollen und auch alte Baumstümpfe konnte Trixi jetzt als Wasserrutsche verwenden.

„Ist ihre Cousine nicht auch Walross?“ fragte Papa, als Trixi gerade von zwei Morgenländern, die offensichtlich als Seelentiere Haie waren, in die Luft geschleudert wurde und bis zur Baumgrenze flog. „Doch du hast recht“ antwortete Mama als Trixi sich verwandelte, um sich an einem der Äste festzuhalten. „Ich glaube, ich rufe sie mal an“, fügte sie leicht besorgt hinzu als Trixi den Ast wieder los ließ und Richtung Wasseroberfläche sauste. „Super“, sagte Papa als Trixi mit einem Riesenplatscher unten ankam. Dann fügte er hinzu: „Walrosse sind ja auch nicht unverwüstlich und vielleicht nimmt sie es besser auf, wenn es ihr ein anderes Walross sagt“.

Trixi verbrachte den ganzen Abend als Walross im Abendsee, rutschte jede Klippe herunter, tauchte, sprang und schwamm als hätte sie es nie vorher getan und so fühlte es sich auch an. Neu und fantastisch. Erst kurz vor Mitternacht, als ihre Eltern sie frierend und inzwischen recht ernst zum wiederholten Male aufforderten, aus dem Wasser zu kommen, war Trixi dazu bereit ihr neues liebstes Element zu verlassen, um in den Wagen zu steigen. Zuhause war sie so müde, dass sie nicht aufwachte, als ihr Papa sie nach oben in ihr Bett trug.

In den folgenden Wochen war Trixi fast ununterbrochen im Wasser, rutschte irgendwo herunter oder behauptete sich im Streit mit anderen durch ihr schieres Gewicht. Ihre Eltern mussten in den folgenden Wochen ein neues Bett und eine neuen Badewanne kaufen. Trixi träumte so intensiv von ihrer ersten Begegnung mit einem echten Hai, dass sie sich im Schlaf verwandelte. Das Bett war hinterher nur noch Kleinholz. Auch in der Dusche verwandelte sie sich quasi aus Versehen, aus reiner Gewohnheit in dem Moment, wo sie das Wasser berührte. Sogar die massive Wanne war hinterher platt.

Trixi traf sich auch öfter mit ihrer Kusine, die sie sowieso schon gemocht hatte und mit der sie jetzt sogar das Seelentier gemeinsam hatte. Trixi konnte von ihr viel lernen. Darunter nicht nur, wie viel Walrösser tatsächlich aushalten und in welchen Situationen man sich besser nicht verwandelte, sondern auch, dass die Stoßzähne die älteren Walrössern wachsen, sich hervorragend eigneten, um sich aufdringliche Jungs und anderes Pack vom Leibe zu halten.

Creative Commons Lizenzvertrag
Trixi im Morgenland von Integralis e.V. ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz

Date Title Duration
2. Dezember 2019 10:15 Das Ende ist nur der Anfang
0:38:19
12. November 2019 10:19 Freiheit für die Liebe
0:37:21
14. Oktober 2019 12:12 Azet
0:46:54
14. August 2019 11:51 Naturia
0:45:17
8. Juli 2019 12:03 Zeit
0:41:39
21. Mai 2019 10:51 Alte und neue Wunden
0:37:44
6. März 2019 11:06 Verlockungen der Normwelt
0:55:41
28. Januar 2019 12:17 Das Turiseder Artefakt
0:42:47
19. Januar 2019 17:40 Reisen
0:36:58
29. November 2018 17:21 Trixis Gogyo-Ki (Teil 2)
0:35:13
1. November 2018 17:16 Trixis Gogyo-Ki (Teil 1)
0:33:43
31. August 2018 16:54 Trixi findet ihr Seelentier
0:20:58
1. August 2018 10:57 Kurzgeschichte: "Trixi sucht die Freiheit"
0:35:54

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