Jede Begegnung ist die richtige – Wie sich die Seele ihren Weg der Heilung sucht

Jede Begegnung hat einen Sinn. Deshalb können wir uns  beruhigt zurücklehnen und dem Leben vertrauen. Leicht gesagt, bei so vielen zwischenmenschlichen Konflikten, die uns immer wieder begegnen. Dass es doch möglich ist, zeigt uns das Bestreben unserer Seele.

von Linda Lorenz

Ärgerlich! Schon wieder versaut einem ein*e Kollege*in den Tag, die Autofahrer*innen hupen und beschimpfen einen und dann ist da noch die vermeidlich große Liebe, die sich nun als toxische Beziehung entpuppt hat. „Warum treffe ich nur immer so furchtbare Menschen?“, möchten wir uns dann oft fragen. Das ist durchaus eine berechtigte Frage. Doch unsere Begegnungen haben eine tiefere Bedeutung, sie helfen unserer Seele dabei, zu wachsen.

Jede Begegnung ist die richtige

Das erste Gesetz derVier indianischen Gesetze der Spiritualität“ besagt: “Die Person, die Dir begegnet, ist die Richtige”. Und das bedeutet, dass jeder Mensch, der in unser Leben tritt, in unser Leben treten muss, entweder um uns etwas zu lehren oder um uns auf unserem Lebensweg zu unterstützen. Auch wenn es unangenehme Begegnungen sind, und vielleicht gerade dann, beginnt unsere Seele das zu tun, wofür sie geschaffen ist: zu wachsen. Und damit geht eine erhebliche innere Freiheit und Selbstliebe einher. Das einzige was wir tun müssen ist, unserer Seele zu vertrauen in dem Wissen, dass jede Begegnung die richtige ist. Wenn wir uns auf diese Begegnungen einlassen, offen und zustimmend, geschieht etwas Wunderbares.

Der Psychologe Robert Betz spricht hier von „Arsch-Engeln“. Das sind Menschen, die uns ärgern, weil sie in uns etwas triggern, das uns bisher verborgen war. Unsere Seele aber sucht sich immer wieder den Weg zu solchen Menschen oder Situationen, damit wir unsere unterdrücken oder verborgenen Schmerzen, Wut, Trauer etc. ansehen und diese in unsere Selbstliebe integrieren. „Für was soll das gut sein?“, wird sich der*die ein oder andere fragen. Es ist wahr, es fühlt sich scheußlich an, und durch diese Emotionen hindurchzugehen mag zunächst unangenehm erscheinen. Doch eben dieses Hindurchgehen ist das nach was die Seele immer wieder strebt: ein Hindurchgehen durch unsere Schatten, sodass sie in unserer liebevollen Annahme wachsen kann. Denn das höchste Ziel der Seele und/oder des Höheren Selbst ist es, die universelle Liebe zu erreichen. Als irdische Wesen haben wir diese universelle, allumfassende Liebe noch nicht gänzlich erlangt, sonst wäre wir laut des Buddhismus, bereits erleuchtet und würden nicht mehr wiedergeboren werden sondern uns im Nirvana befinden. So ist all das was wir als „Leid“ definieren, nicht als zwangsläufig gut oder schlecht zu bewerten. Dieses „Leid“ ist schlichtweg eine Hilfe für unsere Seele, sich zu entwickeln, hin zu mehr Liebe und bedingungslosen Annehmen dessen was ist.

Spiegelung als Chance

Eine Person, die uns wütend beschimpft und uns damit in unserem Selbstwert erschöpft, ein*e Kolleg*in, der*die uns mit täglichem Klatsch und Tratsch auf die Nerven geht können uns mit ihrer Spiegelung helfen unsere eigene Wut, unsere eigenen verurteilenden Gedanken uns selbst und anderen gegenüber aufzustöbern und liebevoll anzunehmen – ohne sie in Kategorie „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Dies erfordert Mut und deswegen ist es nicht schlimm, wenn wir es nicht auf Anhieb beherrschen. Das Leben ist hier für uns und hilft unserer Seele zu heilen. Sobald wir aufhören mit dem Finger aufs Außen zu zeigen und anfangen in uns nachzuschauen, was unsere „Arsch-Engel“ mit uns selbst zu tun haben, können wir anderen verzeihen und ein tiefer Frieden breitet sich nach und nach in uns aus.

Problemen mit Dankbarkeit begegnen

Das alles ist Übungssache und muss sich immer wieder bewusst gemacht werden; doch wozu sind wir auf der Erde wenn nicht um zu lernen und zu wachsen? So ist selbst der Partner, der sich plötzlich als toxisch entpuppt und uns zerbrochen zurücklässt ein heilsamer Segen. Laut Kurt Tepperwein ist es sinnlos vor schwierigen Situationen davonzulaufen, da sie sich so lange wiederholen bis wir sie gelöst haben. Wir werden also immer wieder die gleichen Menschen treffen und die gleichen Dinge erleben, bis wir den Blick in unser Seelenleben wagen und unsere inneren Baustellen bearbeiten. Das passiert so lange, bis „alles zum Ausgleich gebracht worden ist“, so Tepperwein in seinem Buch “Die geistigen Gesetze”. Deshalb, so führt er weiter aus, sollten wir diese Schwierigkeiten als Aufgaben des Lebens betrachten, die es zu lösen gilt.

Diesen “Seelenaufgaben” können wir obendrein mit Dankbarkeit begegnen. Wenn wir an dem Punkt angelangt sind, Schwierigkeiten mit Dankbarkeit zu betrachten, und das ist in der Tat nicht von heute auf morgen realisierbar, entsteht eine Freiheit und ein innerer Friede, der uns mehr und mehr zur universellen Liebe führt, und zur tiefen Verbundenheit mit uns selbst, unserer Umwelt und dem gegenwärtigen Moment. Auch Robert Betz ist der Ansicht, dass wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungserfahrungen selbst erschaffen. Dahinter steckt immer ein Sinn und diesen zu erkennen erfordert Offenheit und Vertrauen in das Leben. Auch er spricht sich für die Dankbarkeit aus, die wir für „schwierige“ Menschen empfinden dürfen, da eben diese Menschen unserer Seele geholfen haben zu wachsen.

Dankbarkeit und Annahme sind es also, die dem Urschmerz der Seele zur Heilung verhelfen und uns in diesem Leben als auch in all den nächsten liebevoller und friedvoller werden lassen. Ein Bewusstseinswandel, der unsere Sicht auf Probleme vollkommen verändern kann. Probiert es aus, aber seid geduldig mit Euch selbst! Das dürft Ihr, denn die Seele kennt weder Zeit noch Raum.

 

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