Ab und an beginnt unsere Seele zu uns zu sprechen. Sie macht das auf ihre ganz eigene Art – in Form von Intuition. Doch häufig überhören wir diese Hinweise, weil die äußere Welt meist aufregender erscheint als unsere innere Weisheit. Dabei lohnt es sich, genau hinzuhören.
von Linda Lorenz
Wer kennt sie nicht, diese leise Stimme, die uns in den unachtsamsten Momenten plötzlich ihre Meinung aufdrücken will. Meistens werden wir sie wahrscheinlich überhören. „Das passt jetzt nicht“, werden wir sagen und diese Stimme als „absurd“ abtun. Monate später werden wir uns an diese Stimme erinnern und herausfinden, dass sie recht hatte und es wichtig für unser Wohlbefinden gewesen wäre, hätten wir auf sie gehört.
Ego vs. Intuition
Der Grund, warum wir unsere Intuition viel zu gerne überhören liegt darin, dass es im Außen viel zu laut ist und unser Ego meist die Überhand behalten möchte. Viel zu oft spüren wir bereits in den ersten Tagen, dass ein bestimmter Mensch nicht gut für uns ist, wissen ohne darüber nachzudenken genau welche Nahrung, welcher Weg, welche Entscheidungen die richtigen für uns sind, oder spüren welche Freunde gerade einen Anruf von uns brauchen. Wenn die Stimme da ist, ganz leise und in der hektischen Welt oft nur durch nochmaliges nachspüren wirklich erkennbar, sagen wir oft: “Ich habe keine Zeit für so etwas”, oder: “Es ist doch gerade so schön, warum soll ich diesen Menschen nicht in mein Leben lassen?” Oder: “Aber es schmeckt doch so gut, wieso sollte ich darauf verzichten?” Wir lassen diese Stimme links liegen weil unser Ego geliebt werden will, genießen will, sich nicht um die Belange anderer kümmern will oder der Verstand sagt, dass dieser und jener Weg der angemessenste ist. Wir können nicht in die Zukunft schauen und es ist überaus menschlich sich für die vermeidlich sichere Variante zu entscheiden oder jene Variante, die im jetzigen Moment gerade gut tut.
Die innere Weisheit ist älter als unserer Verstand
Doch wenn die Intuition sich meldet, passiert etwas viel Tieferes als es der Verstand je begreifen kann: es spricht unsere Seele zu uns, eine Seele, die aus dem Ansatz der Reinkarnation heraus, bereits einige Leben gelebt hat und unsere Biographie viel weiter zurück verfolgen kann als unser Verstand, der nur dieses Lebens erfassen kann. Unsere Seele also, ist älter und weiser als unserer Verstand oder unser Ego. Und sie benutzt unsere Intuition als Sprachrohr, um uns etwas von ihrer Weisheit mitzuteilen und bezieht das was sie von uns kennt – nämlich dieses und alle vorherigen Leben – behutsam in ihre Entscheidungen ein. Wem also wollen wir glauben: Der alten und weisen Seele, die weit in unsere bereits gelebten Leben zurückschauen kann oder dem in diesem Leben entstandenen und vergänglichen Verstand? Oft glauben wir letzterem, weil er immer präsent ist, laut ist, abwägt und rationale Entscheidungen trifft, mit denen wir uns in Sicherheit wägen. In Schulen und Universitäten haben wir gelernt, ihm zu vertauen und er hatte sich in diesen Kontexten häufig bewährt. Für ihren Teil sind der Verstand und das Ego natürlich wichtig, denn sie schaffen, dem Gesetz der Polarität folgend, den dualistischen Ausgleich, der im gesamten Universum vorhanden ist und somit alle kosmischen Existenzen in Balance hält.
Eine Balance finden zwischen Ego, Verstand und Intuition
So können wir uns zum Beispiel von unserer Intuition leiten lassen wenn es um die Ernährung geht, und sorgsam auswählen was wir zu uns nehmen, indem wir der inneren Stimme vertrauen, die uns sagt, was gut für uns ist. Doch wenn es den Umständen entsprechend gerade nicht möglich ist, die Nahrung zu sich zu nehmen, die am Besten für einen ist, man aber gleich einen wichtigen Termin hat und ihn nicht mit hungrigen Magen angehen möchte, kann der Verstand eingreifen und abwägen, rationale Aspekte einfließen lassen. So ziehen wir in dem Fall vielleicht die Beseitigung des Hungergefühls vor und entscheiden uns beispielsweise für eine Tiefkühlpizza statt für einen Salat.
Intuitive Anzeichen erkennen
Wie wissen wir, ob gerade der Verstand oder die Intuition zu uns spricht? Während der Verstand mittels eines komplexen Denkprozesses erkennbar ist, äußert sich die Intuition meist in Form von körperlichen Symptomen wie dem berühmten „Bauchgefühl“ (Übelkeit, Kribbeln, Ziehen etc.). Oder einer kurzen und sehr prägnanten Eingebung, die so schnell wieder vergeht wie sie gekommen ist, sich aber klarer und reiner anfühlt als ein vom Verstand konstruierter Gedanke. Auch können wir eine innere Unruhe verspüren, nervös oder schneller wütend werden, wenn wir unserer Intuition überhören. Dann wundern wir uns vielleicht darüber, was uns gerade aus der Balance wirft. In solchen Fällen ist es ratsam, sich Zeit für sich zu nehmen und in sich zu lauschen, um herauszufinden, was unsere Seele braucht.
Doch wie lernt man dem Sprachrohr der Seele zu vertrauen und wichtiger noch – jene leise Stimme in uns herauszuhören? Hier sind drei der wichtigsten Varianten, wie du Zugang zu Deiner Intuition finden kannst:
1) Meditation
Meditieren bringt uns in die Stille. Hier tauchen wir hinein in die Welt der Seele und kommt uns selbst wieder näher. Die ideale Chance also unsere innere Stimme zu hören. Denn sobald es in uns selbst ruhig wird, wird auch die laute Welt um uns still und wir bekommen mit ein wenig Übung einen schnelleren Zugang zu unserer Intuition. Regelmäßiges Meditieren hilft uns dabei, diese innere Ruhe zu finden – egal welche Form der Meditation man wählt, zehn Minuten täglich können bereits Großes bewirken.
2) Naturerfahrung
Die Natur bringt uns uns selbst wieder näher. Zwanzig Minuten pro Tag genügen schon, um unser Stresslevel zu senken und somit wieder offener zu werden für die Gegenwart. Das Grün wirkt beruhigend auf unser Gemüt, die Ruhe hilft uns, mit uns selbst wieder in Verbindung zu treten. Diese innere Verbindung wiederum verschafft uns den Zugang zu unserer Intuition. Die Natur erdet uns und Erdung bedeutet, uns präsent zu fühlen im Hier und Jetzt, das Bewusstsein vom Verstand in den Körper zu leiten sowie unsere innere Sicherheit zu spüren, satt diese auf das Außen zu setzen. Auch andere Formen der Erdung wie Blumen einpflanzen, Barfuß laufen oder ätherische Öle wie Zeder oder Patchouli helfen, uns wieder ganz bewusst in unsere Mitte zu bewegen und uns so unserer Intuition zu öffnen.
3) Technik-Auszeit
Die größte „Lautstärke“, die uns in der neuen Zeit davon abhält in uns zu lauschen sind wohl Smartphones, Laptop und Internet. Ablenkungen wie diese lassen unseren Fokus vermehrt im Außen sein, aber vor allem sind wir nicht mehr bewusst im Hier und Jetzt sondern taumeln im Halbschlaf durch das World Wide Web. Dabei geht uns die Intuition völlig verloren, da wir uns selbst nicht mehr spüren wenn wir unentwegt zu Cyborgs verschwimmen. Durch eine Auszeit oder ausgewählte Zeiten für Smartphone, Laptop und Internet pro Tag können wir uns wieder ganz bewusst der Welt um uns und uns selbst als menschliche Wesen zuwenden und spüren. Wieder bei uns angekommen klappt es dann auch mit dem Zugang zur inneren Weisheit.
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten in Kontakt mit der Intuition zu treten und somit der eigenen Seele zu lauschen. Diese drei Varianten sind jedoch ein erste Schritt, um sich wieder mehr auf sich und die Sprache der Seele einzulassen. Die Ergebnisse sind allemal vielversprechend. (llo)